Kfz-Versicherer erhöhen erneut Preise

Begonnen von Cavemen, 25.07.2024, 07:13:29 CEST

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Bis zu 70 Prozent Aufschlag
Kfz-Versicherer erhöhen erneut Preise

Die Kfz-Versicherer kommen einfach nicht zur Ruhe. Nun drohen Kunden weitere Preiserhöhungen. Das liegt vor allem an gestiegenen Reparaturkosten.
Nachdem schon 2022 und 2023 die Prämien für Kfz-Versicherungen erhöht wurden, steht deutschen Autofahrern wohl auch in diesem Jahr wieder eine Preiserhöhung ins Haus. Das berichtet das Wirtschaftsportal Handelsblatt.


Aktuell gibt es demnach zunächst nur Einzelmeldungen: Beim hannoverschen Versicherer HDI steigen laut Berichten von Verbraucherinnen und Verbrauchern die Preise für eine Kfz-Versicherung um bis zu 70 Prozent. Die branchenführende HUK-Coburg verzeichnete derweil im operativen Geschäft mit Kfz-Policen ein Minus von fast 217 Millionen Euro

Der Versicherer Rhion will einen Teil seines Bestands bereinigen und kündigt Tausende Policen zum Jahresende, nachdem die Kosten für Autoreparaturen für die Assekuranz innerhalb eines Jahres von 50 auf 76 Millionen Euro gestiegen waren.

Kfz-Versicherer in der Krise

Der Versicherer ,,Die Bayerische" verzeichnete laut Handelsblatt im abgelaufenen Geschäftsjahr eine Schadenkostenquote von 120 Prozent. Die Schadenkostenquote gibt das Verhältnis zwischen Einnahmen und Ausgaben an – für ,,Die Bayerische" bedeutet das: Der Versicherer gibt für jeden eingenommenen Euro 1,20 Euro für Schäden aus. Ein Großteil des Bestandes soll deshalb an zwei Rückversicherer abgegeben werden. Auch HDI verzeichnet eine Schadenkostenquote von 120 Prozent im Bereich Kfz-Versicherungen – vor vier Jahren habe HDI aber pro Euro noch 17 Cent Gewinn gemacht.
Obwohl es zunächst also nur Einzelmeldungen gibt, zeichnet sich eine Entwicklung ab – und die bedeutet steigende Preise für Endverbraucher. Der Gesamtverband der Versicherer geht laut Handelsblatt von branchenweiten Preiserhöhungen in Höhe von im Schnitt knapp acht Prozent aus.


Steigende Reparaturkosten werden auf Kunden umgelegt

Ein Grund für die steigenden Preise für Kfz-Versicherungen sind die gestiegenen Kosten für Ersatzteile und Reparaturen in der Werkstatt, die die Versicherer an ihre Kunden weitergeben, heißt es beim Bundesverband der Verbraucherzentralen.
Der Gesamtverband der Versicherer (GDV) kritisiert indes die vergleichsweise hohen Ausgaben für E-Auto-Reparaturen: Der Tausch von Antriebsbatterien, lange Standzeiten und schlechte Diagnose- und Reparaturmöglichkeiten treiben laut den Kfz-Versicherern die Reparaturkosten in die Höhe. ,,Unfallschäden an einem Elektroauto kosten deutlich mehr als bei einem vergleichbaren Auto mit Verbrennungsmotor", meint Jörg Asmussen, Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft. Nach einer aktuellen GDV-Untersuchung werden in der Vollkaskoversicherung für Stromer zwar bis zu 20 Prozent weniger Schäden gemeldet als bei vergleichbaren Verbrennern, aber jeder Schaden kostet im Schnitt bis zu 25 Prozent mehr, heißt es beim GDV.


Früher konnten Versicherer laut Handelsblatt darauf hoffen, dass der Abschluss einer Kfz-Versicherung bei einem Anbieter zum Abschluss weiterer, gewinnträchtigerer Versicherungen in der folgenden Zeit führen würde. Stichwort: Kundenbindung. Heute, in Zeiten von Online-Vergleichsportalen, sind Kunden jedoch viel wechselwilliger und wählen tendenziell die Versicherung aus, die am günstigsten ist. Auch Verbraucherschützer empfehlen einen regelmäßigen Vergleich und gegebenenfalls einen Wechsel – wenngleich ein Wechsel nicht immer automatisch auch sinkende Beiträge bedeutet.
Auch die Finanzaufsicht Bafin hat die Versicherungsbranche bereits dazu ermahnt, die Preise für Kfz-Versicherungen zu erhöhen. Demnach hätten die Versicherer ,,teils zu optimistische Annahmen" über die Höhe der zukünftigen Schadeninflation getroffen. Das muss sich nach Ansicht der Finanzaufsicht ändern: Dauerhaft defizitäre Versicherungszweige seien nicht akzeptabel, so die Bafin in einem Schreiben an die Versicherungsbranche.


Quelle: Focus